Kürzlich hatten wir ein Projekt mit einem Fiat Kastenwagen mit einem etwas höherem Hochdach – welches dafür aber eine große Rundung, Dachschräge für bessere Aerodynamik aufwies. Das Fahrzeug war 5 Jahre alt und die Kunden hatten sich gewundert, dass die vor wenigen Monaten erneuerte AGM Batterie (Mastervolt 160AH – 540€) kaum noch funktionierte trotz Solaranlage.
Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, das die Solaranlage eigentlich keine war, sondern nur auf dem Papier so stand. Auf dem Dach war nur ein 100 Watt Modul montiert und ein einfacher PWM Regler, der ständig nur seine Betriebsbereitschaft anzeigte, aber keinen Ladevorgang. Abgesehen davon das ein flach montiertes 100 Watt Modul bei einem Womo gerade mal den Standby des Boardcomputers im Winter ausgleichen kann, aber keinerlei Verbraucher, war das Modul auch noch kaputt und lieferte nur 9 Volt bei ca. 2 Ampere (20) Watt. Die niedrige Eingangsspannung konnte der PWM Regler jedoch nicht verarbeiten, so dass praktisch keine Solare Ladung erfolgte.
Einzig funktionsfähig war er unter dem Sitz verbaute Ladebooster, der jedoch nur mit relativ dünnen Kabeln über 2 Meter zur Batterie angeklemmt ist.
Leider wurde die knapp über 6 Monate Junge AGM Batterie durch die vermeintliche Solaranlage nach längerem Stehen tief entladen, so dass diese nur noch knapp über einen Tag funktionierte (obwohl das interne Boardsystem die Spannung erst voll, aber dann schnell leer anzeigte.)
Die Batterie wurde durch eine von den Maßen ähnliche 150 AH LifePo4 Batterie von Ultimaron ersetzt und zusätzlich mit einem Victron Smartshunt versehen um die Verbrauchsdaten und Restkapazität genau ablesen zu können und via Handy App mit einem Alarm zu warnen falls Tiefentladung droht. Auch im Ruhemodus zog das Wohnmobil unbemerkt vom Boardcomputer, laut Victron Smartshunt immer noch knapp 0,7 Ampere, was knapp unter 10 Watt sind, so das nach über 14 Tagen dennoch die Batterie tiefentladen kann, so dass es doch Sinn macht das defekte Solarmodul zu ersetzen.
Da 100 Watt Solarmodule flach montiert (leicht verschmutzt) im Sommer maximal 80 Watt um die Mittagszeit für wenige Stunden bringen, macht es entsprechend Sinn ein möglichst großes Solarmodul zu verbauen. Leider lies die Dachform und die dahinter montierte Sat-Anlage nicht zu mehrere Module zu verbauen. Auf Grund der starken Wölbung war es auch nicht möglich weitere Module nach vorne zu bauen, da das Modul schräg (andere Winkel als das obere Modul) und auch entsprechend Windangriffsfläche bot, so dass selbst bei Parallelschaltung der Leistungsgewinn marginal wäre.
Der Eigner des Wohnmobils hatte sogar die Idee an der Heckklappe aufstellbare Module zu montieren, wovon wir jedoch aus Sicherheitsgründen und Praxiseignung abrieten.
Um dennoch eine längere Autarkie im Stand zu ermöglichen, besteht also nur die Lösung in einem maximal großen Solarmodul. (Die Maximal verfügbare Fläche für das Modul wären 140 in der Breite und 1 Meter nach Vorne, bis es zu stark in die Rundung reingeht.) Natürlich gibt es genau solche Module nicht und eine individuelle Anfertigung kostest ca. das 20 fache und lohnt sich nur in Großserie oder für außergewöhnliche Messemodelle.
Folgende Möglichkeiten der Solarmodule für das runde aerodynamische Dächer besteht also.
Das größte starre leistungsfähige Modul was passen könnte wäre Phaesun 170 Watt Sun Peak SPR 170 für ca. 340€ (1082*796mm – könnte man quer verbauen) – und man müsste nur die vordere Halterung neu machen. Ca. 10kg Gewicht sehr hoch auf dem Dach.
Alternativ dazu gibt es noch ein Schindeltechnikmodul was komplett schwarz ist mit 160 Watt (aber bei der Höhe spielt die Optik ggf. keine Rolle)
Flexible Solarmodule für runde Dächer
Eine andere Alternative ist ein flexibles 195 Watt Modul mit den Maßen Maße 1495 x 680 x, was man nach vorne in der Mitte in die Rundung klebt und beide Dachhalterungen entfernt. Auch für um die 350€- 700€ je nach Leistungsgarantie.
Auch wenn es in den Datenblättern und Artikelbeschreibungen nie so deutlich steht, haben flexible Solarmodule einige Nachteile.
- Die flexiblen Module liefern PRAKTISCH weniger Leistung in heißen Umgebungen, weil sie nicht hinterlüftet werden.
- Halten oft nicht so lange, da Kunststoff mit UV altert
- Können nicht beschädigungsfrei demontiert werden, da großflächig verklebt.
Vorteile der flexiblen Solarmodule sind der flache Aufbau (bessere Optik), das geringe Gewicht 5kg und entsprechend weniger Windgeräusche.
Leider alles keine Leistungswunder wegen der geringen Fläche, der großen Batterie und Verbraucher.
Nun die Qual der Wahl:
Wenn man ein zuverlässiges langlebiges Modul (20 Jahre und mehr) wünscht, sollte man auf die starren Module gehen.
Für viel schnell fahren, bessere Aerodynamik, Optik, Windgeräusche, Spritverbrauch und Kurvenlage ggf. das flexible Modul, welches aber vermutlich nur maximal 10 Jahre einigermaßen Leistung liefert.
(Das Ihr starres Modul jetzt schon kaputt ist , ist äußerst selten und einfach Pech. )
Für die Demontage, Montage des starren Moduls sollte man mindestens 5 Tage Trocknungszeit einplanen.
Für das flexible Modul würde ein Tag reichen.
Wir hoffen unsere Gedanken zu dem Thema waren nachvollziehbar, besser ist es gleich beim Kauf darauf zu achten ob man ein windschnittiges Wohnmobil kauft für hohe Geschwindigkeiten und lange Fahrten oder ein etwas klobig quadratisches dafür aber mit ausreichend gerader Dachfläche um ausreichend Solar zu montieren. Generell ist davon abzuraten gleich Wohnmobile mit Solaranlagen ab Werk zu kaufen, aufzurüsten. Bisher haben wir noch nichts gesehen was Hand und Fuß hatte und wirklich gut funktioniert hat. Wichtig ist auch bei der Planung der Dachluken darauf zu achten, das diese so angebracht werden, das ausreichend Platz bleibt um die sperrigen Solarmodule zu verbauen.